Ordnung schaffen: Interview mit einer Innenarchitektin
Ordnung schaffen – das ist doch eigentlich ganz einfach? Ist es auch! Die finnische Innenarchitektin Minna Kiljunen kennt sich sehr gut aus mit dem minimalistischen Scandi Chic und verrät, woran wir uns ein Beispiel nehmen können.
Viele haben mehr Krempel als Platz zur Verfügung – Wie können sie Ordnung schaffen?
Am besten du machst erstmal sauber und dann gehst du durch alles durch. Manchmal ist es schwer, sich von Dingen mit sentimentalem Wert zu verabschieden. Wenn du Ordnung schaffen willst, ist es daher sinnvoll einen Freund dabei zu haben. Freunde holen dich auf den Boden der Tatsachen zurück und fragen: „Brauchst du das wirklich?“, wenn du etwas behalten willst, das du jahrelang nicht benutzt hast.
Wäge ab, wie viel du von etwas benötigst. Brauchst du wirklich 25 Teller – oder reichen vielleicht auch zwölf? Deine Wohnung und vor allem deine Möbel wirken gleich viel aufgeräumter, wenn die einzelnen Stücke etwas Raum um sich haben.
Ich habe keinen Keller oder Dachboden – hilfe!!! Wo verstaue ich Dinge, die ich gerade nicht brauche?
Fehlende Keller oder Dachböden als Stauraumlösung sind kein ungewöhnliches Problem. Sperrige Dinge sowie Winter- und Sommerkleidung kann man nur schwer verstauen, wenn man keinen Dachboden hat. Ein hoher Schrank ist eine Möglichkeit. In den oberen Regalfächern kannst du Dinge unterbringen, die du nicht dauernd brauchst.
Sommer- oder Winterkleidung und zusätzliche Kissen und Decken können in Vakuumtbeuteln verstaut werden. So sparst du viel Platz und schützt den Inhalt auch vor Staub. Sogar den Koffer, den du gerade nicht brauchst, kannst du im Sommer als Stauraum für deine Winterklamotten nutzen.
Worauf muss ich bei Stauraummöbeln achten?
Ich finde es am besten, wenn Funktion und Design miteinander vereint werden. Möbel müssen vor allem praktisch sein. Aber ich denke das Design spielt eine ebenso wichtige Rolle. Es macht auch Sinn Möbel zu haben, die verschiedene Funktionen übernehmen. Sie schaffen viel Stauraum und lassen sich gut in den Raum einfügen.
Hast du ein paar Beispiele für clevere Multifunktionsmöbel?
Eine Sitzbank mit Schubladen bietet zum Beispiel eine gute Möglichkeit, Gegenstände aufzubewahren.
Kleine Hocker lassen sich gut als Nachttisch nutzen, aber auch als zusätzliche Sitzmöglichkeit, wenn Gäste zu Besuch kommen.
Auch andere Arten von ausziehbaren Möbeln sind in kleinen Räumen praktisch. Ein kleiner Tisch, der sich auch zum Arbeiten nutzen lässt, kann mithilfe des Verlängerungsstücks zu einem größeren Esstisch erweitert werden. Klappstühle kannst du leicht in Nischen verschwinden lassen, wenn sie nicht gebraucht werden.
Wenn du den Raum unter dem Bett nutzt, ist es am kostengünstigsten, Kartons auf Rädern zu verwenden, um das Reinigen und Bewegen der Kartons zu erleichtern. Transparente Boxen sind am funktionellsten, da du so den Inhalt der Box sehen kann.
Welche Stauraumlösungen haben viele nicht auf dem Schirm?
Viele kaufen sich einfach einen neuen Schrank, nutzen aber die Flächen nicht, die sie bereits zur Verfügung haben – zum Beispiel unter der Treppe.
Wenn deine Wohnung hohe Decken hat, nutzt du die Fläche mit einen extrahohen Schrank ideal aus. In den oberen Regalen kannst du dann die Dinge unterbringen, die du nicht regelmäßig brauchst.
Der Trend geht immer mehr zu offenem Stauraum. Bist du ein Fan?
Ich bin für die Kombination von offenem und geschlossenem Stauraum. Geschlossene Aufbewahrungssysteme schützen vor Staub und Licht. Wenn du hingegen alles wegschließt, vergisst du, was du eigentlich alles hast. Ist alles in offenen Systemen untergebracht, kann der Raum aber auch schnell verkramt und chaotisch wirken.
Auch das Saubermachen ist bei einem offenen Schrank viel aufwendiger. Ich würde einen Schrank empfehlen, der beides kombiniert. In geschlossenen Fächern verstaust du den Großteil deiner Kleidung. In offenen Regalfächern kannst du deine Lieblingsstücke ausstellen.
Wie sieht es mit Marie Kondo aus? Müssen sich Stauraummöbelhändler dank ihr einen neuen Job suchen?
Der ganze KonMari-Hype hat unter vielen eine heftige Gegenreaktion ausgelöst. Außerdem wird es schwer, wenn deine Wohnung wie ein Hotelzimmer aussehen soll, du dich aber gleichzeitig von nichts trennen willst. Daraus wird nichts. Ich persönlich hoffe, dass KonMari nicht nur ein vorübergehender Trend ist und dass die Menschen nicht einfach draufloskaufen, sondern das, was sie bereits haben, mehr zu schätzen wissen.
Wie richtet man sich in Finnland ein?
Finnen wollen fast immer etwas traditionell Skandinavisches mit einfachen Möbeln und hellen Farben. Aber Leute haben alle einen anderen Geschmack und unterschiedliche Vorstellung von einem gemütlichen Zuhause. Auf Malta oder in Berlin kommen viel mehr Farben ins Spiel. Ich habe den Eindruck, je weiter südlich es geht, desto bunter wird es. In den südlichen Regionen Europas geht es nicht so sehr darum, ein perfektes Zuhause zu haben, wie man es auf Pinterest sehen kann, sondern die eigene Persönlichkeit mit der Einrichtung zum Ausdruck zu bringen. Dort scheinen sie zu verstehen, dass es sich um ihr Zuhause handelt – und dass ihr Zuhause ausschließlich ihnen selbst gefallen soll.
Wir danken Minna Kiljunen ganz herzlich für das interessante Interview.
Innenarchitektin
Nach ihrem erfolgreich abgeschlossenen Studium an der Berlin International University of Applied Sciences ist Kiljunen inzwischen als Innenarchitektin in Finnland und Berlin tätig. Ihrer Leidenschaft für Design und Inneneinrichtung nachgehend arbeitete sie davor bereits in einer Boutique für Interior Design und Life Style in Sydney sowie einer Architekturfirma in Malta. „Innendesign schien mir von Anfang an zu liegen“, sagt sie über ihren Werdegang. Heute hilft sie Kunden vor allem beim Gestalten ihrer Privathäuser und -wohnungen. Sie selbst hat sich von nutzlosem Kram in ihrer Wohnung befreit. Stattdessen findet man bei ihr Möbel- und Deko-Stücke, die alle eine besondere Geschichte haben.
Kiljunen empfiehlt: Möbel, die gleich mehrere Funktionen übernehmen
Raumteiler-Regale
Stauraumbetten
Truhenbänke
Nutze bereits vorhandene Staufläche
Unter dem Bett oder der Treppe kannst du mit Aufbewahrungsboxen Ordnung schaffen.
Aufbewahrungsboxen mit Deckel
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